Bildbearbeitungsregeln

Jedes Astrofoto benötigt individuelle Bearbeitungsschritte, denn zu unterschiedlich sind die Motive und Herausforderungen. Es gibt aber eine Art roter Faden an dem ich mich orientiere, sozusagen meine eignen Bearbeitungsregeln. Nachfolgend erkläre ich welches diese Schritte sind aber nicht wie es genau in Affinity Photo funktioniert. Das erfolgt ggf. später in eigenen Artikeln.

Keine Daten verschwenden
Für die Erstellung der Astro-Aufnahme wird ein extremer Aufwand betrieben, teilweise ganze Nächte für eine Aufnahme durchfotografiert. Daher sollte man bei der Bildbearbeitung darauf achten, dann keinerlei Daten verloren gehen. Beim Stretchen sollte nichts vom Histogram abgeschnitten werden. Ergebnisse werden aus Siril als 32-Bit TIFF Datei exportiert und diese dann in Affinity Photo übernommen. Alle Bearbeitungschritte folgen im 32-Bit HDR Modus.

Bild-Elemente trennen
Wenn immer möglich werden Bildelemente getrennt. Mit StarNet++ kann man Sterne von anderen Bildelementen trennen oder manchmal bietet es sich an die Farbkanäle zu trennen, einzeln zu bearbeiten und dann wieder zusammen zusetzen. Mit einer Sternenmaske kann man Nebelstrukturen anheben ohne die Sterne in ein ausgebranntes Weiß zu heben.

Bilder schärfen
Meine Schärfungsregel lautet: „nicht schärfen“. Wenn man sich an diese Regel nicht halten kann, dann nur selektiv und intelligent schärfen. Sterne sind praktisch immer scharf und werden nicht angefasst. Bei Nebelstrukturen oder Galaxien werden nur diese geschärft. Die bevorzugte Methode ist der Hochpassfilter, weil dieser nur die relevanten Bildstrukturen mit hoher Frequenz anfasst. Zusätzlich solle immer eine Maske verwendet werden, um wirklich nur die relevanten Bildteile zu treffen.

Rauschen entfernen
Rauschen ist der Hauptfeind der Astro-Fotografie. Schon bei der Aufnahme wird alles versucht um Rauschen zu verhindern. Kameras sollten kühl sein - alle 7°C verdoppelt sich das Rauschen - und es werden viele Aufnahmen in einander verrechnet für ein gutes Signal-Rausch-Verhältnis (SNR=signal-noise-ratio). Selbst mit den besten Mitteln bleibt viel Rauschen übrig. Grafikprogramme können Rauschen entfernen, aber dieses sollte vorsichtig eingesetzt werden. Zum Einen verliert das Bild Schärfe und zum Anderen braucht eine gute Bildästhetik ein gewisses Grundrauschen. Die Stärke des Entrauschen mache ich vom SNR abhängig, sodass am stärksten dort eingegriffen wird wo am wenigsten Signal im Bild vorhanden ist. Dazu wird eine Maske erstellt, die aus der Sternenmaske und einer Luminanzmaske des Objekts besteht. Diese Maske in invertierte Form schützt Bildbereiche mit hohem Signal. Bei der Rauschfilter-Einstellung kann das Farbrauschen stärker unterdrückt, aber der Luminanzregler sollte sehr behutsam verwendet werden.

Bild-Kontrast / -Helligkeit
Das fertige Bild sollte eine große Dynamik aufweisen, also die Helligkeitsbereiche von Schwarz bis Weiß gut ausnutzen. Grundsätzlich achte ich darauf, dass der Himmelshintergrund nie ganz schwarz ist, weil die Aufnahme dann unnatürlich wirkt. Zur Kontrolle verkleinere ich das Bild ganz stark in der Ansicht. Damit sieht man visuell sehr gut den Grauwert des Himmelshintergrund. Zur Kontrolle der Weißwerte setze ich einen Kontrollpunkt auf den hellsten Punkt des Bildes und versuche hier nicht in den Ausbrennbereich zu kommen (die RGB-Werte auf Maximum).

Farben
Farben sind bei Astro-Fotos letztendlich Geschmacksache, weil man mit dem eigenen Auge die Objektfarben nicht wahrnehmen kann. Ausgangsbasis für die Farben ist die fotometrische Bildkalibrierung bei der das Bild an Hand genau vermessener Sternenfarben eingestellt wird. Im finalen Bild versuche ich extrem aggressive Farben zu vermeiden, weil es dann schnell einen künstlichen Eindruck bekommt.

Sterne verkleinern / vergrößern
Bei Aufnahmen im Bereich der Milchstraße sind die Sterne häufig sehr dominant. Durch spezielle Grafikoperationen können die Sterne verkleinert werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Effekt möglichst subtil erfolgt ... weniger ist häufig mehr. Bei Großfeldaufnahmen bietet es sich manchmal an nach dem Verkleinern wieder eine Vergrößerung herbeizuführen. Die „Star-Glow“-Technik wird bei Milchstraßen-Fotos mit Hilfe von speziellen Filtern erzeugt, um den größten Sternen einen speziellen Leuchteffekt zu verpassen. Die Bildtiefe gewinnt hierdurch und Sternbilder werden besser sichtbar. Der Astro-Fotograf Alyn Wallace hat diese Technik perfektioniert. Einen Star-Glow-Effekt kann man auch mit Grafik-Software erzeugen. Wenn ich das verwende, dann immer nur ganz minimal und es ist immer der letzte abschließende Bearbeitungsschritt.